Zusammenfassung der Zukunftskonferenz für Thüringen
24.10.2023
Brücken statt Brandmauern
Am Samstag, dem 21. Oktober, fand im „DASDIE“ in Erfurt die Zukunftskonferenz für Thüringen unter der Überschrift „Brücken statt Brandmauern“ statt. Organisiert wurde die Veranstaltung durch das an diesem Tag offiziell beschlossene Bündnis für Thüringen, bestehend aus Bürger für Thüringen, dieBasis, Freie Wähler Thüringen e.V., sowie unterstützt durch die WerteUnion. Das Bündnis wird bei Kommunalwahlen sowie mit Direktkandidaten und in Form einer offenen Landesliste der „Bürger für Thüringen“ bei der Landtagswahl 2024 antreten. Darüber hinaus unterstützen der „Bürger für Thüringen e.V.“ sowie der „dieBasis für Thüringen e.V.“ das „Bündnis für Thüringen“. Insgesamt sieben Redner, inkl. Dr. Hans Georg Maaßen, Ralf Ludwig und Vera Lengsfeld, zeigten in einem gefüllten Saal mit 250 Mitgliedern und Gästen, wohin inhaltlich die Reise gehen soll.
Ein ironisches Motto lieferte Spitzenkandidatin Dr. Ute Bergner, MdL von Bürger für Thüringen, in Anspielung auf eine Überschrift der „Thüringer Allgemeinen“ und den Tagungsort, die Kleinkunstbühne „DASDIE Brettl“: „Herzlich willkommen beim Varieté der Dissidenten!“ Eine Vielfalt der Anschauungen zeigten die Beiträge, jedoch nicht von „links“ nach „rechts“. Dazwischen verlaufe keine bedeutsame Grenze, wie Dr. Hans-Georg Maaßen von der WerteUnion bemerkte. Entscheidender sei die Auseinandersetzung zwischen autoritärem Staat und freiheitlicher Demokratie, zwischen dem Streben nach einer totalitären Gesellschaftsform und dem Einsatz für Frieden, Freiheit und Gerechtigkeit. So stellte Dr. Ute Bergner verblüfft fest, dass sich das führende Lokalblatt eines Begriffs bedient hatte, der – laut Wikipedia – „hauptsächlich in Diktaturen und totalitären Staaten verwendet“ wird. Einen solchen unzulässigen DDR-Vergleich wollte sie selbst nicht ziehen, stellte jedoch fest: „Es ist trotz aller Beteuerungen keine gelebte Demokratie“ und „Regieren am Wähler vorbei ist Methode.“



Steffen Teichmann, Vorsitzender der Partei „Bürger für Thringen“, formulierte: „Der Staat ist zu stark, wo er schwach sein sollte, und zu schwach, wo er stark sein sollte“. Ideologie bestimme alles, es herrsche Wunschdenken statt Realitätssinn. Stattdessen würden Brandmauern zum „Brett vor den Köpfen“. Dr. Maaßen ergänzte: Wer Mauern baue, habe Angst vor Diskussionen, vor dem Zusammenbruch ideologischer Lügengebäude, vor der Realität. Diese lasse sich jedoch nicht umformen: „Realität ist immer konservativ.“
Teichmann erinnerte an das Brechen von Wahlversprechen, etwa dass es keine Impfpflicht geben werde oder keine Waffenlieferungen in Kriegsgebiete. Er warnte vor wirtschaftlichen Problemen, verursacht auch durch die Corona-Einschränkungen und Wirtschaftssanktionen gegen Russland ebenso wie Gegenreaktionen. Umfragen zeigten eine steigende Tendenz zur Geschäftsverlagerung ins Ausland, und Insolvenzen seien von 2022 bis 2023 um 20% gestiegen. Aber: „Verantwortliche Politiker schalten den Alarm auf lautlos und gendern lieber weiter.“ Viele seien nicht Politik-, sondern Politiker-verdrossen, sie wollen mitgestalten, werden aber nicht ernst genommen – deshalb wehren sie sich in Wahlen etwa gegen Rot-Rot-Grün.



S.-Jarno Bien, Vorsitzender von dieBasis Thüringen, stimmte differenzierte Töne an. Er erinnerte an seine Erfahrungen als Architekt. Da könne er seine Kunden mehr durch Fragen als durch kühne Ideen überzeugen. So könnten sie ihre eigenen Ideen umsetzen. „Die Qualität der Fragen bestimmt die Qualität der Lösungen.“ Wir sollten uns demütig besinnen, dass wir Teil eines hochkomplexen Ökosystems sind und Verantwortung im Spiel des Lebens haben, statt eines diffusen, brüchigen Vertrauens in übergeordnete Institutionen. Eindimensionale Lösungen gebe es nicht und nichts sei ohne sein Gegenteil wahr. Kann etwa CO2-Einsparung das einzige sein, was unseren Lebensraum auf Dauer erhält? Entsprechen Modellansätze von Klimaprognosen noch dem Stand der Erkenntnis? Sind Bettenburgen für Senioren die menschlichste Lösung? Warum bauen wir Straßennetze aus und wollen Individualverkehr einschränken? „Wir werden verantwortungsbewusst gestalten – ideologiefern und naturnah.“



Vera Lengsfeld, ehemaliges Mitglied der einzigen frei gewählten Volkskammer der DDR, sah ein Leitbild für Opposition in Wolf Biermanns Lied „Du lass’ dich nicht verhärten“: „Wir lassen uns nicht von unseren Mitmenschen entfremden.“ Die Lehre aus der Wende sei, dass keine Herrschaft ewig dauere. Sie erinnerte daran, was damals stark gemacht habe: Vereint im gemeinsamen Ziel, die Herrschaft der SED zu beenden, habe man sich nicht spalten lassen.



Der Sänger Mario Scherzer begleitete die Zukunftskonferenz und hatte dafür ein eigenes Lied geschrieben mit dem Titel „Lass dich nicht mit Feigheit beschmutzen!“ Zum Geist des Treffens passten besonders gut die Zeilen: „Wem wird denn dein Schweigen wohl nützen, wenn du daran zerbrichst? Mal Friedenstauben auf all deinen Wegen, und dann holen wir uns die Demokratie zurück.“



